Durch die Straßen schleicht leise
dichter Nebel, behaftet von Zigarettenrauch und tiefgründigen
Gesprächen über Bankkrisen und posttraumatischen Erlebnissen.
Am
Rande des Trottoir liegen Kippenstummel, zertretene Kaugummis und
Flyer, welche die jeweils beste und heißeste Party des Abends
anpreisen. Schritte von Highheels und Sportschuhen dröhnen in den
Ohren wie die Stimme der Orgel.
Heiße Asche brennt an den Lippen,
„verdammt, kein Filter rein gemacht“ und Feuerzeuge sind ohne
Stein oder Benzin und die billigen Streichhölzer von der Bar
gegenüber sind mehr Not als Gut. Dennoch erfüllen sie ihren Nutzen
auch wenn man dafür den notgeilen Blicken des Kneipenbesitzers
ausgesetzt ist. Feuer.
Der Köter, welcher vermeintlich einer
alten, knochigen, vermutlich selbst verliebten, pedantischen Kuh von
gegenüber gehört, klefft einen hässlichen Pudel an.
Die immer konservativ gekleidete und
sich ebenso stets adäquat artikulierende Verkäuferin vom Kiosk ist
sicher Stammswingerin im XXL Nightclub des Landes, dies verrät mir
die Art wie sie das Geld nachzählt; Bilde ich mir stark ein. Sie
spürt jeden einzelnen Cent an ihren Fingern und lässt die Zahlen
unter ihre Fingerkuppen hinweg gleiten als sei es feinste Baumwolle.
Mit den Filtern in der Hand und der
Erleichterung sich nicht mehr die Lippen zu verbrennen, schreiten
schwarze Stiefel Schritt für Schritt dem Ungewissen entgegen.
Ein Kieselstein wird aus einer
Kindersandale entfernt und auf den Asphalt geworfen. Grobe Boots
sammeln jenen Stein ein und tragen ihn in eine andere Stadt, wo er im
Supermarkt zwischen den getrockneten Tomaten und eingelegten
Sardellen, auffällt und mit einem heftigen Stampfen raus geklopft
wird.
Die Putzfrau am Abend findet das kleine
Steinchen und nimmt es mit nach Hause.
Dicke, fette Regentropfen prallen auf
Dächer und Fenster und klingen wie Musik in den Ohren der Ichs und
der Dus. Lichtgestalten tanzen mit dem Regen einher und führen
alsbald eine wallende Liaison.
Es blitzt und der kleine Junge hat gar
nicht bemerkt welch einzigartiges Foto er da eben geschossen hat. So
hat er nur ein Gänseblümchen einfangen wollen, flog just in diesem
Moment ein wunderschöner Kolibrifalter in sein Bild. Er wird es erst
beim ausdrucken der Fotos bemerken.
Ein Haar spaltet sich, eine Nudel ist
weich gekocht, die Glühbirne ausgebrannt, ein Virus auf dem PC, eine
Zecke an der Katze, ein schiefes Etwas -welches aber doch gerade sein
muss. Sagt wer.
Fauxpas, wie Nagellack der schon
weniges Stunden nach dem er aufgetragen wurde abblättert, wie seinen
Partner in flagrante delicto zu erwischen, wie eine Relation zu
schaffen die keine sein kann.
Nagellack muss zum „Worst-date“
ever und kann noch nicht einmal mitreden, muss dabei sein. Den Korb
mittragen und am Ende Salziges auf seinem Lack erdulden.
Und der dichte Nebel schleicht sich
leise davon- mitsamt dem Zigarettenrauch und all den unwichtigen
Konversationen die er niemals weiter flüstern wird.
Er ist ja nur
Nebel.